Nicht nur durch die Globalisierung spielt Mehrsprachigkeit eine große Rolle − auf Grund unserer berufsorientierten Einzel- und Firmenkurse wissen wir das nur zu gut. Unsere Gesellschaft wandelt sich von einer produzierenden Industrienation immer mehr zu einer Wissensgesellschaft. Kurzum, wir stehen nicht mehr an der Schippe, wir kauen auf Bleistiften und denken nach oder arbeiten in Büros, oft global vernetzt mit Kollegen oder Kunden. Wissen und gute Kommunikationsfähigkeiten sind also zentrale Ressourcen in der modernen Wissensgesellschaft. Im Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan werden u.a. „starke Kinder, kommunikations-kompetente Kinder und Kinder als aktive Lerner” gefordert.
Ab wann sollte ein Kind eine Fremdsprache lernen? Kinder können im Prinzip in jedem Alter mit dem Fremdsprachenlernen beginnen. Kinder, die zum Beispiel zweisprachig aufwachsen, tun dies von Geburt an und empfinden dann auch die verschiedenen Sprachen nicht als „Fremd-„Sprachen. Von daher kann mit spielerischen Lehrmethoden schon sehr früh mit dem Lernen begonnen werden. Grundsätzlich kann man nicht garantieren, dass Kinder, die früh mit einer Fremdsprache beginnen, später diese Sprache besser beherrschen als andere Kinder. Während Tracey darauf hinweist, dass jüngere Kinder eher auf die gleichen Spracherwerbsmethoden wie beim Erlernen der Muttersprache zurückgreifen und so weder Hemmungen noch Frustration oder Motivationsprobleme entstehen, hat Prof. Thorsten Piske, Professor für Angewandte Linguistik und Didaktik im Englischunterricht an der PH Schwäbisch Gmünd, herausgefunden, dass frühes Lernen keinen Einfluss auf eine korrekte Grammatik hat. Sie lässt sich in jedem Alter erlernen. Frühes Lernen hat mehr Einfluss auf eine gute Aussprache und den unverkrampften Umgang mit der erlernten Sprache.
Was also nehmen die Kinder aus dem Englisch-Unterricht mit, wenn sie auf die Grundschule wechseln?
- Vokabeln, Phrasen, Liedern und − was viel wichtiger ist:
- Die Erfahrung, dass sie eine Sprache lernen können und keine Hemmungen haben müssen, sie anzuwenden und vielleicht sogar die Motivation, weitere Sprachen zu lernen.
- Eben ein Lernen ohne Druck, ohne richtig oder falsch, aber mit viel Spaß und dem Stolz und dem Selbstvertrauen, etwas zu können.
Im Internet finden Sie viele sehr interessante Informationen zu diesem Thema. Auf folgenden Seiten haben wir den oben zusammengefassten aktuellen Wissens- und Erkenntnisstand zum Thema frühkindliches Lernen gefunden:
Links:
www.kles.org vom Verein Kinder lernen europäische Sprachen e.V.
www.fmks-online.de Verein für frühe Mehrsprachigkeit an Kindertageseinrichtungen und Schulen e.V.
www.elias.bilikita.org ELIAS = Early Learning and Intercultural Acquisition Studies
Zusammengestellt von der Sprachenwerkstatt Kettwig
So fordert auch der Pädagoge und Psychologe Prof. Wassilios Fthenakis von der Universität Bozen, dass Lernpotenziale genutzt werden sollen. Er sieht das Kind als kompetenten Lerner, für den Eltern, Erzieher, Lehrer und Andere nur „Co-Konstrukteure” sind. So erreicht man eine positive Lernposition und die Stärkung eines positiven Selbstkonzeptes.
Prof. Fthenakis betont auch, wie wichtig es ist, „den Kindern bekannte Aspekte ihrer eignen Lebenswelt” zu vermitteln, denn (Zitat): „Kinder lernen nur dann etwas (…), wenn sie denn Sinn und Zweck begreifen”. Oder wie es die oben bereits zitierte Rosemarie Tracy ausdrückt: „Der Alltag im Kindergarten und die Objekte, Ereignisse und Themen diktieren auf natürliche Weise den Wortschatz und die Ausdrücke, die Kinder am schnellsten verstehen sollten”. Dies gilt auch in der Fremdsprache.