Sprachenpass & ESP

Sprachkenntnisse europaweit vergleichen

Bereits in den 1990er Jahren gab es die ersten Bestrebungen der Europarats und der Europäischen Kommission, die Sprachkenntnisse der Europäerinnen und Europäer und der Lernenden von außerhalb der EU vergleichbar und transparent zu machen und die Sprachenvielfalt so wie das interkulturelle Bewusstsein zu fördern. So gewinnt man ein bessere Verständnis und Respekt für die Lebensart und Denkweise anderer Menschen und Kulturen. Zwischen 1998 und 2000 entwickelte die EU zusammen mit der Schweiz den „Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen”. 1Da dieser lediglich die unterschiedlichen Stufen  und Aspekte der Sprachkenntnisse beschreibt und somit besonders für Vermittler von Sprachkenntnissen und Autoren von Lehr- und Prüfungsmaterial geeignet ist, wurde der Bedarf deutlich, auch für die Lernenden ein Instrument zu schaffen, die eigenen sprachlichen und interkulturellen Kenntnisse zu dokumentieren.2

Dieses Instrument ist das Europäische Sprachen-Portfolio (kurz ESP, engl.: ELP).

Das Sprachenportfolio besteht aus drei Komponenten 3:

  • Sprachenbiographie
  • Sprachenpass
  • Dossier

Das Sprachenportfolio soll quasi als Lern-Tagebuch gesehen werden, das die Lernenden ein Leben lang begleitet.

Zunächst einmal beschreibt und dokumentiert es Lernfortschritte, aber seine Aufgaben und Funktionen reichen noch viel weiter. Zum Beispiel verschiebt es die Rollen von Lehrenden und Lernenden, denn die Lernenden übernehmen selbst Verantwortung für ihr Lernen. Sie sollen selbstständig über Lernziele und ihre Umsetzung nachdenken 4:

  • Was motiviert mich zum Lernen?
  • Auf welche Lernerfahrungen kann ich zurückgreifen?
  • Was kann ich schon?
  • Welche Sprachkenntnisse möchte ich mir noch aneignen, was muss ich dafür tun und was hilft mir dabei?
  • Welche Fortschritte mache ich?

So wird eindeutig das angestrebte „autonome Lernen“ gefördert und der Erkenntnis Rechnung getragen, dass jeder Lerner ganz individuelle Lernstrategien braucht, um seine Ziele zu erreichen.5

Das Ziel des Europarats ist es, dass irgendwann jede EU-Bürgerin und jeder EU-Bürger ein eigenes Sprachenportfolio besitzt.
Das Europäische Sprachen-Portfolio ist sehr vielseitig, denn es begleitet die Lernenden nicht nur durch alle im Referenzrahmen festgelegten Sprach-Niveaustufen (von A1 bis C2), sondern kann auch für mehrere Sprachen gleichzeitig und auch außerhalb eines Kurses verwendet werden. So erfüllt es auch das Ziel der Motivation, denn es zeigt auf, was jemand schon alles kann!
Bestandteil des Europäischen Sprachen-Portfolios ist auch der bereits erwähnte Sprachenpass. In ihm werden die im ESP dokumentierten Lernfortschritte zusammengefasst um ihn z.B. bei einer Bewerbung mit anderen Bewerbungsunterlagen einzureichen. So erfüllt der Sprachenpass auch den Anspruch des Europarats, die Mobilität innerhalb der EU zu erleichtern. Das Europäische Sprachen-Portfolio und der Sprachenpass sind nämlich europaweit anerkannt.6

Ein weiterer Vorteil des Sprachenpasses ist, dass durch ihn auch außerschulische Sprachenkenntnisse (z.B. bei einem bilingualen Familienhintergrund oder durch Urlaube erworbene Sprachkenntnisse) aussagekräftig dokumentiert werden, auch wenn diese Sprachenkenntnisse sich nicht durch Sprachprüfungen nachweisen lassen würden.7

Weitere Informationen unter:
http://ec.europa.eu/
www.sprachenportfolio-deutschland.de

1 Leitfaden zum Europäischen Sprachenportfolio für Erwachsene. Thüringer Volkshochschulverband e. V., Hueber Vlg. 2008, S. 7

2 Coste, North, Trim (2001) Gemeinsamer europäischer Referenzrahen für Sprachen: Lehren, lernen, beurteilen. Goethe-Institut (Hrsg), Langenscheidt, S.14

3 de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4isches_Sprachenportfolio

4 Leitfaden zum Europäischen Sprachenportfolio für Erwachsene. Thüringer Volkshochschulverband e. V., Hueber Vlg. 2008, S. 8

5 Leitfaden zum Europäischen Sprachenportfolio für Erwachsene. Thüringer Volkshochschulverband e. V., Hueber Vlg. 2008, S. 23.

6 Coste, North, Trim (2001) Gemeinsamer europäischer Referenzrahen für Sprachen: Lehren, lernen, beurteilen. Goethe-Institut (Hrsg), Langenscheidt, S.16

7 Leitfaden zum Europäischen Sprachenportfolio für Erwachsene. Thüringer Volkshochschulverband e. V., Hueber Vlg. 2008, S. 9